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Sehenswürdigkeiten in Arezzo

Arezzo liegt etwas außerhalb der touristischen Hauptroute, die zwischen Florenz und Siena verläuft. Genau gesagt liegt es im äußersten Osten der Toskana, schon fast an der Grenze zu Umbrien. Die Hügel werden hier schon etwas höher und die Landschaft ist nicht mehr ganz so lieblich. Dafür findet sich aber noch viel ursprüngliche Natur und mit Arezzo als viergrößte Stadt der Toskana (ca. 100.000 Einwohner) ein wahres Kleinod mittelalterlicher Baukunst.

Ein Abstecher in die Geschichte

Noch bevor Siena und danach Florenz überhaupt eine nennenswerte Bedeutung erreicht hatten, war Arezzo bereits eine wichtige Handelsstadt. In etruskischer Zeit war es sogar Mitglied des mächtigen Zwölfstädtebundes, zu dem auch Perugia, Orvieto und Volterra gehörten. Unter den Römern diente die Stadt, die direkt an der Via Cassia liegt, vorwiegend als Lager und Stützpunkt für die römischen Legionärsheere. Bereits im 4. Jahrhundert nach Christi wurde Arezzo zum Bischofssitz, wovon heute noch die zahlreichen Kirchen zeugen. Seine Blütezeit erlebte Arezzo bis ins späte Mittelalter. Mit dem Aufstieg von Florenz, das unter den Medici zur Kultur- und Handelsmetropole avancierte, verlor die Stadt jedoch mehr und mehr an Bedeutung und fiel schließlich ganz unter florentinische Herrschaft. An seine einstige Größe konnte Arezzo seitdem nicht mehr anschließen. Dennoch gehört es bis heute zu den reichsten Städten der Toskana. Diesen Reichtum verdankt es der langen Tradition des Kunsthandwerks. Zum einen werden hier die berühmten „Aretiner Vasen“ hergestellt und zum anderen ist Arezzo weit über die Grenzen Italiens hinaus für seine Schmuckherstellung bekannt. In den Kirchen der Stadt, so sagt man etwas spöttisch, beten die Frauen für einen stabilen Goldkurs. Über zehn Tonnen Reingold werden hier monatlich zu Goldschmuck verarbeitet und in die ganze Welt exportiert. Wer in Italien etwas auf sich hält, der kauft seine Eheringe in Arezzo. Nebem dem Kunsthandwerk spielt auch die Bekelidungsindustrie eine wichtige wirtschaftliche Rolle und auch der Tourismus entwickelt sich beständig zu einem bedeutenden Wirtschaftsfaktor. In neuerer Zeit hat Arezzo auch als Filmstadt auf sich aufmerksam gemacht. Auf der Piazza Grande und dem benachbarten Corso Italia wurden Szenen aus Roberto Begninis preisgekröntem Film „Das Leben ist schön“ gedreht. Seitdem wird der Film im Sommer regelmäßig in einem Freilichtkino aufgeführt.

Arezzo im Überblick

Arezzo erschließt sich erst, wenn man die mordernen Zweckbauten und Wohnsilos an der Peripherie durchquert, sein Auto auf einem der zahlreichen öffentlichen Parkplätze abgestellt hat und zu Fuß in die verkehrsberuhigte Altstadt schlendert. Es dauert nicht lange, bis man der Faszination dieses fast vollständig erhaltenen mittelalterlichen Stadtkerns erlegen ist. Zahllose kleine Gassen führen auf große und kleine Plätze, vorbei an unzähligen kleinen Geschäften, Galerien, Antiquitätenläden, Bars und Trattorias. Immer wieder sind in Hinterhöfen oder auf Dachterassen grüne Oasen zu entdecken. Am höchsten Punkt der langsam ansteigenden Stadt befindet sich das Fortezza Medicea, von dem allerdings nur noch die massiven Festungsmauern stehen. Vollständig erhalten ist dagegen der Dom Santi Pietro de Donato, ein gotischer Bau von beeindruckender Schlichtheit.

Die abseitige Lage Arezzos von der touristischen Hauptroute hat durchaus auch seine Vorteile. Auf den Plätzen findet man viel italienisches Leben, besonders im Sommer. So sollte die Entdeckung dieser großartigen mittelalterlichen Kulisse am besten auch mit viel Muse erfolgen. Zwischen den vielen Sehenswürdigkeiten bietet sich immer wieder ein Café oder eine Trattoria zum Verweilen ein.

Die Highlights von Arezzo

Piazza Grande und Stadtpark

Der zentrale Punkt der Stadt ist die Piazza Grande mit einer Vielzahl von historischen Gebäuden. An der oberen Seite des leicht abschüssigen Platzes befindet sich der von Vasari erbaute Palazzo delle Logge aus dem 16. Jahrhundert. An der Stirnseite des Platzes steht der Palazzo della Fraternità dé Laici mit wunderbar gedrechseltem Säulendekor. Daneben beeindruckt der Palazzo del Tribunale mit einer imposanten kegelförmigen Freitreppe. Das beherrschende Gebäude ist jedoch die Kirche Santa Maria della Pieve mit ihren unzähligen Säulen und dem Glockenturm mit zahlreichen Doppelbogenöffnungen. Im Inneren der Kirche sind wahre Schätze zu bestaunen, darunter der sogenannte Altar von Arezzo, ein mehrteiliges Altarbild von Pietro Lorenzetti aus dem Jahr 1320. Um den dreistufigen Mittelteil gruppiert sich eine Reihe Heiliger, die ebenfalls von Lorenzetti stammen.

Arezzo

Arezzo ©iStockphoto/Paul Piebinga

Unter den Arkaden der Piazza Grande gibt es mehrere Restaurants und Cafés. An jedem ersten Wochenende eines Monats findet auf dem Platz der größte Antiquitätenmarkt der Toskana statt. Ein beeindruckendes mittelalterliches Schauspiel bietet sich auf der Piazza Grande jeweils am dritten Sonntag im Juni und am ersten Sonntag im September. Dann findet die Giostra del Saacino statt, ein historisches Ritterturnier, zu dem, ähnlich wie beim Palio in Siena, jedes Stadtviertel Mitstreiter entsendet. Ein Spektakel, das die ganze Stadt mit einbezieht und dessen Höhepunkt, die ritterlichen Kämpfe, dann auf der präparierten Piazza Grande ausgetragen wird. Direkt oberhalb der Piazza liegt der ruhige Stadtpark, der einen herrlichen Blick über die Altstadt bietet.

Casa Museo di Ivan Bruschi

Gegenüber der Kirche Santa Maria della Pieve ist in einem stattlichen Palais das Museo di Ivan Bruschi untergebracht. Es beherbergt unzählige Stücke aus verschiedenen Epochen, die von dem einstigen Bewohner des Palazzos in jahrelanger Arbeit zusammengetragen wurden. Ivan Bruschi war ein aretinischer Antiquar und leidenschaftlicher Sammler. Zu sehen sind unter anderem etruskischer und römischer Schmuck, Figurinen, Münzen, Stiche, Gemälde und astronomische Geräte. Auch die Küche sowie das Studierzimmer und die Bibliothek von Ivan Bruschi können besichtigt werden.

Kirche San Francesco (Piazza San Franceso)

Von außen ist diese berühmte Kirche eher unscheinbar. Den einzigen Schmuck des gotischen Backsteinbaus bildet ein farbenprächtiges Rundfenster, das von Fra Guillaume gestaltet wurde. Der Gegensatz zum Inneren der Kirche könnte nicht größer sein. Hier befindet sich der einzigartige Freskenzyklus „La Leggenda della Vera Croce“ von Piero della Francesco, der zwischen 1452 und 1464 entstand. Auf über 300 qm wird die Geschichte des Kreuzes Christi dargestellt, angefangen von der Pflanzung des Baumes, der das Holz für das Kreuz lieferte, bis hin zur Rückführung des geraubten Kreuzes nach Jerusalem im Jahre 615. Die Bildfolge beruht im Wesentlichen auf der Darstellung der Geschehnisse in der „Legenda aurea“ von Jacopo de Voragine. Neben diesem Freskenzuyklus von Frencesco gibt es weitere Wandfresken von Spinello Aretino und seinen Schülern.

Die Piazza San Francesco ist neben der Piazza Grande der größte Platz in der Altstadt. Besonders am Abend treffen sich hier die Einwohner von Arezzo zum Essen und Trinken und am Samstag, wie fast überall in Italien, zum Flanieren.

Basilika San Domenico (Via Domenico)

Auch dieser Kirchenbau ist von außen wenig spektakulär. Im Inneren befinden sich jedoch zahlreiche Fresken von Spinello Aretino und seinen Schülern. Die Hauptattraktion ist das schwebende Kreuz über dem Altar aus dem 13. Jahrhundert. An den Seiten wird der leidende Jesus von Maria und Johannes betrauert, während der Gottvater über ihm wacht. Wirft man eine Münze in die bereitstehende Spendenbox, dann wird die Szenerie effektvoll angestrahlt.

Vasari-Museum

Auf der anderen Seite der Via Domenica befindet sich das Vasari-Museum. Der Architekt, Maler und Künstlerbiograph Giorgio Vasari wurde 1511 in Arezzo geboren. Sein Wohnhaus ist heute ein Museum, das mehrere Säle zeigt, die von Vasari selbst ausgestaltet wurden.

Dom Santi Pietro e Donato

Etwas unterhalb der Basilika liegt der Dom mit einem Steinaltar aus dem 12. Jahrhundert. Auch hier findet sich neben anderen Fresken ein Wandbild von Piero della Francesca. Die von ihm gemalte heilige Magdalena zeigt für diese Zeit untypisch fein gezeichnete Gesichtszüge. Im Dom liegen die sterblichen Überreste von Papst Gregor X., auf den das noch heute zelebrierte Verfahren der Papstwahl zurückgeht. Mit der Einführung des Konklaves wollte er die Papstwahl beschleunigen. Entschieden sich die Kardinäle nicht schnell genug, sollte Essensentzug die Entscheidungsfreudigkeit etwas anfachen.

Casa Petrarca (Via dell´Orto 28)

Nicht weit vom Dom entfernt befindet sich die Casa Petrarca. Der humanistische Dichter Francesco Petrarca wurde 1304 in Arezzo geboren. Die Petrarca-Akademie hat in seinem Geburtshaus eine umfangreiche Bibliothek untergebracht und verleiht seit 1974 den begehrten Petrarca-Literaturpreis.

Museo Archeologico

Das archäologische Museum befindet sich auf dem Gelände des Amphitheaters (Anfiteatro Romano), das im Sommer für Open-Air-Veranstalungen genutzt wird. Von dem Amphitheater sind zwar nur noch die Mauerreste übrig, aber das Museum besitzt eine große Sammlung etruskischer und römischer Funde aus der Umgebung von Arezzo. Eines der Highlights ist eine bronzene Chimäre aus dem 4. Jahrhundert vor Christi, die mittlerweile zu einem der Wahrzeichen von Arezzo geworden ist.

Ausflüge in die Umgebung von Arezzo

Val di Chiani und Castiglion Fiorentino

Die Umgebung von Arezzo bildet das Val di Chiani mit seinen endlosen Weizenfeldern. Schon für die Etrusker und danach für die Römer war diese Region eine wichtige Kornkammer. Die typischen Impressionen dieser Landschaft sind unzählige Male auf Fotos, Postkarten und Kalenderblättern verewigt worden. Dazu gehören die einsam gelegenen Landhäuser, deren Zufahrt links und rechts von Zypressen gesäumt ist, sowie die Nebelschwaden, die sich oft am frühen morgen über die weiten Felder legen. Hier ist auch die Heimat der berühmten Chianina-Rinder, die das Fleisch für die toskanische Steak-Spezialität Bistecca fiorentina liefern. Mitten drin liegt die frühere Etruskerstadt Cortona.

In Castiglion Fiorentino kann man ebenfalls noch mittelalterliches Flair genießen.Die Stadtmauern sind noch fast vollständig erhalten, sogar das imposante Stadttor Porta Fiorentina ist noch funktionsfähig. Die Hauptgeschäftsstrasse Corso Italia führt hinauf zum Rathausplatz und zur Stadtfestung Cassero. In der Pinakothek werden neben wertvollen Goldschmiedearbeiten aus dem 13. und 14. Jahrhundert auch zahlreiche Meisterwerke der Malerschulen von Arezzo und Siena ausgestellt.

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