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Giacomo Puccini

Freunden der italienischen Oper ist er selbstverständlich ein Begriff. Doch es erfordert schon etwas tiefergehendes Wissen, um Giacomo Puccini mit der Toskana in Verbindung zu bringen. Natürlich, eines seiner bekanntesten Werke weist im Namen direkt darauf hin, doch es wäre mehr als gewagt, hier einen Zusammenhang herzustellen.

Geboren am 22. Dezember 1858 in der schon während der Antike nicht unbedeutenden toskanischen Stadt Lucca, wuchs er in einer kinderreichen Musikerfamilie auf. Sein Vater leitete die örtliche Stadtkapelle, dennoch waren Giacomos Jugendjahre reich an Entbehrungen. Seine Eltern schickten ihn auf das Mailänder Konservatorium. Dort zeigte sich bald seine kompositorische Begabung, und die Komponisten Antonio Bazzini und Amilcare Ponchielli wurden auf ihn aufmerksam. Unter ihrer Anleitung schrieb er 1876 ein „Capriccio sinfonico“, mit dem er erstmals Aufsehen erregte.

Mit seiner ersten Oper erzielte er 1884 immerhin einen Achtungserfolg, fünf Jahre darauf wurde sein Zweitwerk „Edgar“ schon einer Uraufführung an der Mailänder Scala für würdig befunden. Doch der eigentliche Durchbruch gelang ihm 1893, als seine „Manon Lescaut“ das Bühnenlicht erblickte. Diese Oper war nicht nur das früheste Werk aus Puccinis Feder, das nach wie vor zum Kanon des Unverzichtbaren gehört, sondern sie offenbarte auch erstmals einen Themenkreis, der ihm augenscheinlich besonders am Herzen lag: die Leiden sozial niedrig stehender Frauen. Einmal schrieb er: „Ich bin nicht geschaffen für heroische Gesten… Ich liebe die kleinen Dinge, und ich kann und will nur die Musik der kleinen Dinge machen, wenn sie wahr, leidenschaftlich und menschlich sind, und zu Herzen gehen.“ Mit dieser Haltung stand er nicht allein. Es war die Zeit des Verismus, einer Kunstströmung, die sich nicht mehr auf Sagengestalten und große Herrscher, sondern auf die Gefühle und Schicksale einfacher Menschen beziehen wollte. Für die folgenden Jahrzehnte wurde Puccini ein Hauptträger dieser Bewegung. Die Erstaufführung der „La Bohème“ verhalf 1896 einem weiteren Genie zu großer Anerkennung: Der noch junge und kaum bekannte Dirigent Arturo Toscanini durfte, obwohl nur an dritter Stelle für dieses Dirigat vorgesehen, auf Grund günstiger Umstände die Vorstellung leiten. Puccinis Siegeszug war nun unaufhaltsam. Sein weiteres Werk ist hinlänglich bekannt, die oben angedeutete „Tosca“ und das Fernost-Drama „Madame Butterfly“ seien nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Giacomo Puccini

Giacomo Puccini ©iStockphoto/fotofojanini

Der leidenschaftliche Jäger, der unweit seiner Heimat in Torre del Lago eine Villa besaß, verstand es, sein Publikum mit unmittelbarer Sinnlichkeit zu verzaubern. Das Hauptthema blieben bis zur „Turandot“, deren Vollendung und Aufführung er nicht mehr erlebte, die tragischen Frauenrollen. Als liebenswürdiger Mensch bekannt, legte er einen leidenschaftlichen Humanismus an den Tag, der keine Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit zulässt. In seiner Tonsprache immer dem Theater, wenn auch nicht dem Theatralischen zugewandt, schöpfte er nicht allein aus italienischen, sondern auch aus deutschen und französischen Stilen. Es ist eher die geschmeidige Sanglichkeit seiner Figuren, die uns den Italiener erkennen lässt. Wie kein zweiter verstand er es, mit gekonnt platzierten zarten und heißblütigen Klängen ein Wechselbad der Gefühle hervorzurufen.

Im November 1924 musste er in Brüssel am Kehlkopf operiert werden. Der Eingriff war erfolglos, am 29. November verstarb Puccini. Die Begeisterung für sein Werk hält ungebrochen an. Er gehört seit vielen Jahrzehnten zu den international meistgespielten Komponisten. Seine Heimat, die Toskana, bietet Verehrern Puccinis Gelegenheit, auf den Spuren des Meisters zu wandeln. Sein Geburtshaus beherbergt ein Museum. Und in Torre del Lago findet zu seinen Ehren jährlich ein Festival statt.

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